Sonntag, 21. März 2010

Kurator

These 1: Ich glaube, eine der zukünftigen Herausforderungen der Themen- und Nachrichtenflut ubiquitärer Mediennutzung wird das Kuratieren von Inhalten sein. Letzlich das, was die Institutionen unserer alten Medienwelt für uns als Gatekeeper geleistet haben.

These 2: Ich gehe davon aus, dass das Prinzip der Zitierens und Verweisens ein zentraler Aspekt unserer vernetzten Medien ist, und dass sich in Zukunft alle Inhalte in ihrer Form verändern. Dies wird eine fragmentartige, knappe Form sein, die sich auf modulare Nutzungen zuschneidet.

These 3: Die individuelle Programmierung - im Sinn des Kuratierens - hatte bisher eine tagebuchartige chronologische Form (Blogs, Twitter, Facebook, etc.) oder die Form eines ewigen Wissensspeichers oder Archivs. Es fehlen somit Formen einer tagesaktuellen Kuratur, die über das Nacheinander hinaus geht.

These 4: Da nicht jeder die Zeit hat, alle tagesaktuellen Fragmente daruafhin zu untersuchen, ob sie interessant sind, geschweige denn diese selbst zu verfassen/ zu produzieren, werden Nachrichtensammlungen immer ein arbeitsteiliger Prozess sein.

These 5: Die Institution des Vertrauens zur Ereignis-Auswahl hat sich durch Social Networks auf Peergroups und Opinion-Leader verschoben. Die akurate Asuwahl von tagesaktuellen Inhalten ist in der Themen- und Nachrichtenflut somit ein noch nicht klar gewürdigter Aspekt zukünftiger Mediennutzung.

These 6: Es wird in Zukunft eine Alternative zu quantitativen Qualitätsmessungen für neue Inhalten in der Flut des Netzes geben. Es braucht somit ein plattformübergreifendes Tool (z.B. auf Browserebene), dass tagesaktuelle Inhalte bewertet und diese auf Wunsch unkompliziert in modularer Form in eigene kuratierte Räume integriert.

These 7: Es gibt einen großen Anteil an Kreativen und Geisteswissenschaftlern, die für ihre (1) Ideen, ihre (2) Fähigkeiten, Aspekte einzuordnen und ihre (3) Fähigkeit, Meinungen zu ermöglichen nicht mehr ordentlich entlohnt werden. Diese suchen nach einer Möglichkeit/ einem Kontext, in dem sie sich präsentieren können und entweder von Arbeitgebern gefunden (Portfolio/ Textprobe) oder für einzelne Inhalte bezahlt (Prinzip Freier Journalist) werden.

Fazit: Aus dem Bedarf des in T7 beschriebenen Marktsegments muss zum Einen das Kuratieren und Modularisieren vereinfacht werden, zum Anderen ein Refinanzierungsmodell für Kreative und Differenzierende geschaffen werden, die qualitätsvolle Inhalte produzieren. Dieses könnte über eine Ökonomie des Geben und Nehmens organisiert werden. Wer selber genügend Inhalte produziert, darf Inhalte anderer bei sich integrieren. Wer erfolgreiche Inhalte für tagesaktuelle Sites "buchen" möchte, ohne der Comunity beizutragen muss für diese Inhalte wie für den Beitrag eines freien Journalisten zahlen. Dieses Modell steht und fällt mit dem Zeitbezug zukünftiger kuratierter Räume.

Eine zentrale Site könnte die Ströme des Einbindens und Bewertens messen und eine eigene populäre Ökonomie darstellen, die guten Beiträgen zur Buchung und zu Erfolg verhilft. Name dieser Site wäre z.B. www.akurator.de, www.akurat.de oder www.a-kurator.de. Analog zum "Opinion-Leader" muss man im Marketing eine Kultur der News-Leader fördern, die ihre Peergroup bedienen.

Warum dieses Ideenarchiv?

Habe gerade einen Vertrag unterschrieben, der behauptet, alles von mir gehöre dem Unternehmen, soweit es seine Geschäftsfelder betrifft. Auch wenn es außerhalb der Arbeitszeiten entstanden ist. Leider sind die 'Geschäftsfelder' bei einem Online-Portalen so global, dass diese Klausel keine Grenzen formuliert. Dieses Erlebnis hat mich zum nachdenken gebracht und mich motiviert, vor Beschäftigungsbeginn ein zwei Ideen festzuhalten.