Dienstag, 20. Juli 2010

Vermieter-Bashing

Ein theoretisch freies Netz im Sinne der Ideen und Formate macht eine Ökonomie der Bedürfnisse immer wahrscheinlicher. Wie ich schon mal exemplarische bezüglich der Bedeutung der Pornoindustrie ausgeführt habe, sind es gerade Bedürfnisse, die die Massenmedien tragen und vorantreiben.  Wünsche, Leiden, Sehnsüchte, Befriedigungen machen Web-Orte erfolgreich und sind meist die Basis für so manchen Aufmerksamkeitsknoten. Der neuere Aspekt des ‚Sozialen‘ im Netz und auch der Humor, die Inspiration und grundsätzlich boulevardeske Aufregung korrelieren mit dem Erfolg von Seiten und Anwendungen.

Die Idee einer bedürfnisgesteuerten Entwicklung der Menschheit ist sehr alt und von vielen Autoren – mal skeptisch beäugt, mal euphorisch gefordert – beschrieben worden. Für  Ideen – so meine These – reicht es manchmal nach diesen Aufregungen zu schauen.

Was mich in meiner jetzigen Situation besonders wundert, ist, dass es keinen Ort für die Not von Wohnungssuchenden gibt, obwohl hier ein dauernder Newsstrom durch Makler und Suchende generiert wird. Es wäre so einfach diesbezüglich Geschichten zu sammeln und eine aufgeregte Gegenöffentlichkeit zu den kommerziell dominierten Seiten zu schaffen. Screenshots von Wohnungsangeboten sind für die Berichterstattung völlig legal; Bewertungsportale haben in den letzten Jahren jeden Prozess bis vors Bundesverfassungsgericht überstanden; die Öffentlichkeit ist diesbezüglich sehr auf Städte bezogen, aber dennoch groß und immer neu.

Es gäbe so viel anzuprangern und so viel Aufregung in diesem Themenbereich, dass sich eine Werbefinanzierung lohnen könnte.

Für die Berichterstattung müssen natürlich Aspekte wie Tatsachenbehauptungen von Meinungen getrennt werden, um rechtliche Probleme zu vermeiden. Um die Makler einfach einzubinden ermöglicht man ihnen ein Gegendarstellungsrecht direkt unter den Beiträgen. So käme es vielleicht auch zu einer Auslese bei den oft desinteressierten Bonitätsprüfern. Das Thema Courtage könnte ganz neu diskutiert und einem sozialen Druck unterworfen werden. Angebote können belächelt oder als unverschämt angeprangert, Tipps weitergereicht, allgemeine Maßstäbe erarbeitet werden.

Hier liegt unglaublich viel kritisches Potenzial. Die meisten Angebote sind jedoch wirtschaftshörig und auf die Werbetreibenden ausgerichtet und nicht auf die Not der Suchenden. Es gibt eine Aufregung, die kein Forum hat. Mal schauen, ob es zu einem Projekt kommt.

Montag, 5. Juli 2010

Blogfriedhof

Es gibt Arbeit, mit der sich von ihrem Inhalt her eigentlich niemand beschäftigen möchte. Den Umgang mit trauernden Menschen zum Beispiel. Die Verzweiflung über das eigentlich Unausweichliche kann keiner wirklichen Lösung zugeführt werden. Arbeit ist hier kein Problemlösen, das Befriedigung verspricht. Vielleicht hat sich deshalb noch niemand darum gekümmert, Internetleichen ordentlich zu überführen und Trauerareit zu ermöglichen.

Die Erinnerungen an ein Weblog, eine Website, ein Konzept (wie z.B. in dem hiesigen Blog) bleiben, und doch ist die Trauer leer, da keine Rituale den Aschied vollziehen, keine Kondolenz das zufällig gescheiterte würdigen.

Es braucht also einen Friedhof, der diesen ehemals geliebten Dingen einen Ort und eine professionelle Betreuung gibt. Natürlich bringt ein Internetfriedhof keine Dinge 'unter die Erde'. Er müsste eher die Form eines Museums haben in dem sich mit Achtung um die Verblassten gekümmert wird.

Hier wurde bereits beschrieben welche Aspekte eine Rolle spielen könnten. Interessant wäre zunächst eine Info-Seite, die knapp über den Umgang mit nicht mehr genutzten/frequentierten Seiten informiert. Hierzu gehören z..B. verschiedene Code-Wörter - besser natürlich Icons die auf der Freidhofseite bereitgestellt werden -, die die verschiedenen möglichen Gründe der Inaktivität erklären.

Eine weitere Funktion wäre die Kondolenz. Eine quasi mit dem Blog verbundene Kommentar-Seite, die den bisherigen Lesern Einträge erlauben. All dies natürlich mit dem SEO-Profit für den Friehof/das Museum. Den toten Blogs und Seiten  wird durch die Trauergemeinde auch ein Kontakt zu anderen, noch aktiven Projekten ermöglicht. So können die eigenen toten Realisierungen in anderen Projekten mit dem schönen Nebeneffekt SEO weiterleben.

Der Friedhof sollte des weiteren einen Pfarrer und einen Kurator besitzen. Ersterer fasst als Außenstehender den ehemaligen Wert/ die Besonderheit der Seite zusammen. Letzterer weist auf der Startseite auf Schätze auf dem Friedhof hin und stellt diese wieder vor und programmiert (nicht das, was ihr denkt, Informatiker) ein kleines Museum.

Namensvorschläge .. gute Frage. Irgendwas mit "Memo" vielleicht? Bin unentschlossen.